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aktuelle Naturschutz Themen


(Hier berichten wir v.a. über Ereignisse, die für unsere Untersuchungen interessant sind; auch solche, die wir auf Galápagos selbst erlebten. Da hier nicht vollständig über naturschutzrelevante Nachrichten aus Galápagos berichtet werden kann, werden selektiv wichtige Themen hervorgehoben und durch Links auf externe Quellen für eine intensivere Beschäftigung ergänzt.)

2010

Juli 2010, Galápagos wurde von der Roten Liste der UNESCO gestrichen
Während der letzten zwei Jahre gab es verschiedene Anstrengungen, nachhaltigen Naturschutz auf den Galápagos Inseln institutionell zu verbessern und Immigrationsbestimmungen besser umzusetzen.. Die Regierung Ecuadors reagierte damit auf die Aufnahme der Galápagos Inseln auf die Rote Liste bedrohter Naturerbeplätze (siehe 2007). So wurde u.a. zum ersten Mal im großen Stil die Ausweisung von Inselbewohnern ohne gültige Aufenthaltsgenehmigung durchgesetzt.
Das Welterbekommitee der UNESCO entschied daraufhin, die Galápagos Inseln wieder von der Roten Liste der bedrohten Naturerbeplätze zu streichen.
Diese Entscheidung des UNESCO Kommitees ist ein gutes Zeichen für eine Veränderung in Richtung einer nachhaltigen Entwicklung. Jedoch waren nicht alle über diese Entscheidung glücklich. Toni Darton, Direktor der Organisation Galapagos Conservation Trust warnt in einem Artikel am 7. August 2010 im Telegraph vor einer Fehlinterpretation der UNESCO Entscheidung. Die Streichung von der Roten Liste könnte so interpretiert werden, dass die Gefährdungsursachen nun vollständig unter Kontrolle sind. Er warnt insbesondere davor, dass die Zahl der Touristen immer noch stark im Ansteigen ist und seit einigen Jahren eine zunehmende Tendenz zu unkontrolliertem Massentourismus besteht. Tourismus wurde schon 2007 in einer sozioökonomischen Metaanalyse als die treibende Kraft für viele ökologische Probleme auf den Galápagos Inseln identifiziert1. Das enorme Bevölkerungswachstum auf den Inseln ist letztlich eine Konsequenz des zunehmendne Tourismus. Auf der anderen Seite erbrachte kontrollierter Tourismus immer auch einen wichtigen finanziellen Beitrag für den Schutz der Inseln. In seiner Schlußfolgerung schreibt Toni Darton daher: „Unkontrollierter Tourismus kann die Inseln zerstören, gut geplanter Tourismus kann sie retten. Daher empfinden wir die Entscheidung der UNESCO als verfrüht.“

1 Watkins, G. & F. Cruz (2007) Galápagos at risk : a socioeconomic analysis of the situation in the Archipelago. Puerto Ayora, Charles Darwin Foundation, Galápagos.

März/April 2010, weiterer Besuch einer UNESCO Welterbe Delegation
Eine Delegation des ecuadorianischen UNESCO Büros stattete der Charles Darwin Stiftung auf den Galápagos Inseln einen weiteren Arbeitsbesuch ab. Auf der Agenda stand die Stärkung der Kooperationen verschiedener institutioneller Partner aus den Bereichen Forschung, Bildung, Informationsbereitstellung und Kultur.

2009

Im Jahr 2009 werden wichtige Jahretage gefeiert:

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September 2009, Initiative zur Unterstützung von Naturschutz und nachhaltiger Entwicklung
Vertreter des Ecuadorianischen Büros der UNESCO sowie Dr. J. Gabriel Lopez, Direktor der Charles Darwin Foundation, unterzeichneten ein Übereinkommen zur Koordination ihrer Projekte mit dem Nationalen Entwicklungsplan der Ecuadorianischen Regierung. Hierbei sollen insbesondere die sozialen Voraussetzungen für nachhaltigen Natur- und Umweltschutz auf dem Archipel geschaffen werden. Ziele des Übereinkommens sind:
Februar 2009, Satellitengestützte Kontrolle aller Boote im Archipel
Im Galápagos Meeresschutzgebiet werden weltweit zum ersten Mal alle Boote über ein satellitengestütztes System überwacht.  Im Februar 2009 begann der Bau der Überwachungsstation, die direkten Zugang zur Nationalen Datenbank mit den Kennwerten aller registrierten Boote erhält, um solche, die innerhalb des Schutzgebietes, wie auch Boote auf Transit überwachen zu können. So kann die Einhaltung von Routen und Kapazitätsgrenzen der Landungsplätze für Touristen ebenso kontrolliert werden, wie die Einhaltung der für Fischerei gesperrten Zonen bzw. die unterschiedlichen Nutzungsmodalitäten in den verschiedenen Schutzzonen. Weiterhin erhofft man sich wertvolle Daten zur Analyse der Tragfähgkeit gegenwärtiger Nutzungsintensitäten und dadurch Daten zur Verbesserung des Zonensystems.
Ausländische Fischereiboote, die regelmäßig im Schutzgebiet verbotenen Aktivitäten nachgehen, sollen mit diesem System auch besser gefunden und identifiziert werden. 
Die dadurch freiwerdenden Ressourcen sollen die Effektivität von Kontrollfahrten auf See erhöhen. Verbotene Ausrüstung, der Fang von gesperrten Arten und von Tieren, die die Minimalkritierien nicht erfüllen, müssten in Zukunft besser geahndet werden können.
 
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2008

Dezember 2008, Programm zur Nachzucht der Pinta Schildkröte

1972 wurde eine etwa 80 Jahre alte Schildkröte als letzte ihrer Rasse von der Insel Pinta in die Aufzuchstation auf St. Cruz gebracht. Ein Nachzuchtprogramm sollte günstige Bedingungen schaffen, damit der „Einsame George” - wie er fortan hieß - zusammen mit zwei Weibchen der Insel Espanola Nachkommen zeugen kann. Mit ähnlichen Programmen wurde die Insel Espanola erfolgreich wiederbesiedelt. Im Sommer 2008, nach vielen Jahren intensiver Bemühungen, fand ein Tierpfleger 14 intakte Eier, die sofort inkubiert wurden. Die Hoffnungen, dass diese Eier befruchtet sind und sich weiterentwickeln, wurden letztlich enttäuscht. Obwohl von einigen die Möglichkeit diskutiert wird, dass George unfruchtbar sein könnte, hoffen andere, dass dieses Ereignis einen Wendepunkt in seinem Interesse an den weiblichen Lebensgefährtinnen markiert und die nächsten Jahre erfolgreicher sein könnten.


Oktober 2008, Ecuador definiert Grundrechte zum Schutz der „Mutter Erde“

Mit der Verabschiedung einer neuen Konstitution, gestützt durch eine landesweite Volksabstimmung, gilt in Ecuador eine beispiellose Neuerung: Ein Grundrecht für die „Mutter Erde“ (Pachamama) verankert in der Verfassung eines Staates. In fünf Gesetzesartikeln wird der Natur das unabdingbare Recht zugesprochen, innerhalb des Landes Ecuador „zu Existieren, zu Gedeihen und sich zu entwickeln“. Weltweit wird mit Interesse beobachtet werden, welche praktischen Veränderungen diese Neuerung mit sich bringt. Das neue Grundrecht erlaubt formal Personen und Institutionen im Namen eines Ökosystems zu klagen, auch wenn sie persönlich nicht durch ein Vorhaben geschädigt werden. Die Charles Darwin Stiftung wird zusammen mit der Regierung und kooperierenden Naturschutzvereinigungen an einer Interpretation dieses Gesetzes für die Belange des Galápagos Nationalparks arbeiten.

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September 2008, Ecuadors Regierung beginnt mit der Ausweisung illegaler Insel-Bewohner

Etwa 1000 Menschen, die ohne formelle Erlaubnis auf den Galápagos Inseln lebten, wurden im Laufe des Septembers aufs Festland ausgeflogen. Diese Aktion kennzeichnet den Beginn der Durchsetzung existierender Gesetze, die das Leben auf den Galápagos Inseln ohne Aufenthaltsgenehmigung verbieten. Eine wirksame Vollstreckung dieser Gesetze wurde von der UN Welterbe Kommission verlangt (siehe unten). Weitere 2000 Menschen wurden davon in Kenntnis gesetzt, dass sie die Inseln innerhalb eines Jahres zu verlassen haben.


April 2008, Erste Windturbinen auf den Galápagos Inseln

Im Jahr 2001 verursachte die Havarie des Tankers "Jessica" vor der Küste von San Cristobal desaströse Schäden im marinen Ökosystem, die weit über San Cristobal hinausgingen. Da die Anzahl der Immigranten sowie der Besucher auf den Inseln exponentiell zunimmt, steigt auch die Gefahr für eine Wiederholung eines solchen Unglücks. Die Kapazität der elektrischen Versorgung von z.B. der Stadt Puerto Ayora, bisher nur mit Hilfe von Dieselgeneratoren, wurde deutlich überschritten. Das äußert sich in regelmäßigen Stromausfällen. In einem neuen Programm Ein neues Programm soll nun helfen, die Diesel Importe zu halbieren, indem Energie mit Windkraft erzeugt wird. Das “San Cristobal Wind Project” startete Oktober 2007als Kooperation zwischen der Regierung von Ecuador, der UNDP und Anlagenbauern. Eine Begleitstudie verglich verschiedene Plätze für die Turbinen und untersuchte deren potentielle Auswirkungen auf eine lokale Population der bedrohten Galápagos Sturmvögel (Pterodroma phaeopygia), die nachts von ihren Nistplätzen im Hochland zum Meer fliegen und damit in die Reichweite der Turbinen kommen können.
 
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März 2008, Stiftung zur Kontrolle von Invasive Arten

Nach der Entscheidung der UNESCO, die Galápagos Inseln auf die Rote Liste bedrohter Naturerbe-Plätze zu setzen, wurde eine Stiftung gegründet, welche Aktionen zur Kontrolle und Ausrottung invasiver Arten fördern wird, Das Stiftungsvermögen wurde von der United Nations Foundation im März 2008 durch eine weitere Unterstützung von 2.2 Mio. US$ auf 3,2 Mio. US$ aufgestockt. Langfristig wird eine Kapitalisierung von 10-15 Mio US$ angestrebt.

 

Januar 2008, Keine Eisenstaubdüngung in den Gewässern um Galápagos?

IGTOA (International Galápagos Tour Operators Association) berichtet über einen Stop der Pläne einer privaten Organisation ('Planktos'), die in den Gewässern nahe des Galápagos Meeresreservats große Menge von Eisenstaub ausbringen wollte. Damit sollte das Planktonwachstum angeregt und damit die CO2-Bindung aus der Luft erhöht werden. Einsprüche von Wissenschaftlern, Naturschutzorganisationen und öffentliche Proteste führten zum Stop dieser Aktion.
 
weitere Details hier
und ein früherer CEDENMA Bericht über die Aktion 


2007

Dezember 2007 - Ecuador's Antwort auf die Entscheidung der Welterbekommission
Die Regierung Ecuadors legte nun einen Arbeitsplan vor, mit dem wichtige Naturschutzziele auf dem Galápagos Archipel erreicht werden sollen. Dies ist eine weitere Antwort auf die Entscheidung der UNESCO Welterbekommission, die im Frühjahr 2007 den Galápagos Nationalpark auf die Liste der bedrohten Welterbe setzte (siehe unten). Schon im April 2007 erließ das Umweltministerium ein Dekret zur Verbesserung der Kontrolle illegaler Einwanderung und der Ausmerzung eingeschleppter Tier- und Pflanzenarten. Der jetzt vorgelegte Arbeitsplan wurde vom 'Nationalen Institut Galápagos' (INGALA) und dem Galápagos Nationalpark unter maßgeblicher Mitarbeit des neuen Gouverneurs der Provinz Galápagos, Eliecer Cruz, erarbeitet. Cruz wird als die entscheidende Antriebsfeder für die Entwicklung des vorgelegten Plans beschrieben.
 
weitere Details auf der Seite des Galápagos conservation trust
 

August 2007 - Gute Wahl für die Galápagos Inseln
Ecuador's Präsident ernannte Eliecer Cruz als neuen Gouverneur der Provinz Galápagos. Cruz wurde, der auf den Inseln geboren wurde und dort aufwuchs, war für 8 Jahre Direktor des Galápagos Nationalparks und des WWF Ecuadors. Sein Engagement half entscheidend für die Verabschiedung des 'Speziellen Gesetzes für Galápagos'.

 weitere Details bei
www.worldwildlife.org



26. Juni 2007 - Galápagos ein bedrohtes Weltnaturerbe
Das UNESCO Welterbe Komittee hat auf ihrer Versammlung in Christchurch, NZ beschlossen, den Galápagos Nationalpark auf die Liste "bedrohtes Weltnaturerbe" zu setzen. Damit reagiert die UNESCO auf die anhaltende Gefährdung dieses berühmten Schutzgebiets, das 1978 als erstes den Status eines Weltnaturerbes bekam. Die Galápagos Inseln werden unter anderem durch eingeführte Arten, wachsendem Tourismusaufkommen, weitgehend unkontrollierter Einwanderung und der Unfähigkeit lokaler Behörden mit diesen Problemen umzugehen, bedroht. "Die Probleme auf Galapagos können nicht auf das  Töten von Haien oder der Übernutzung von Seegurken reduziert werden, diese Probleme basieren auf einem Sozio-ökonomischen Modells, das nicht auf Dauerhaftigkeit ausgelegt ist, statt dessen noch mehr Investment, mehr Einwanderer, mehr Warentransport, mehr eingeschleppte Arten mit sich bringt und verpaßt die lokale Bevölkerung in den Naturschutz einzubinden." sagt Grahm Watkins, geschäftsführender Direktor der Charles Darwin Foundation.  Die aktuelle Entscheidung stellt einerseits eine Degradierung dar, andererseit könnte sie aber auch Instrumentarien für einen effektiveren Schutz mobilisieren, erste Schritte eines grundlegenden Wechsels im Gesamtmanagement der Inseln darstellen.

weitere Details auf der Seite der  UNESCO
und der Charles Darwin Foundation


Mai 2007 – Wegweisende Analyse des Status Quo auf den Galápagos Inseln
Die Charles Darwin Stiftung veröffentlichte einen Bericht, der zu Recht als bahnbrechend gepriesen wird. In ihm veröffentlichen die Autoren Graham Watkins und Felipe Cruz wichtige neue Einblicke in den Status Quo des Biodiversitätsschutzes auf Galápagos, sowie eine kausale Analyse zu den Zusammenhängen zwischen Naturschutz, Ökonomie und Einwanderung auf dem Archipel. Der Bericht versteht sich explizit als neues Paradigma für das Verständnis dieser Vorgänge auf Galápagos.
                                                        
Einige Hauptaussagen sind u.a.:
- als treibende Kraft für die dramatischen Veränderungen der letzten 15 Jahre wird ein jährliches Wachstum von 14% im Tourismus erkannt.
- Wichtige Ursache für diesen Anstieg ist ein schwacher Regierungsstil in Galápagos, dem eine langfristige Entwicklungsperspektive fehlt.
- Ein Anstieg im Tourismus befördert die Nachfrage nach Dienstleistungen auf den Inseln und schafft weitere Stellen, die somit den "Teufelskreis des Wachstums" weiter anheizen.
 
Weitere Punkte hier
Der vollständigen Bericht (as PDF) auf der Seit der Charles Darwin Foundation.


März/April 2007 - Gewalttätige Übergriffe sind der Anlaß für einen neuen Galápagos Entwicklungsplan

Am 16. März begaben sich die Nationalpark Direktorin Raquel Molina und vier Parkwächter an den Strand "La Millionaria" auf Baltra, um illegale Fischerei- und Tourismusaktivitäten zu untersuchen. Als sie zwei Kajaks konfiszieren wollten, wurden sie von Soldaten der Ecuadorianischen Luftwaffe (die auf Baltra stationiert ist) physisch angegriffen, stark verletzt und konnten sich der Angriffe nur durch Flucht ins Wasser erwehren. Diese unglaubliche Ausschreitung von Seiten des Militärs brachte die Galápagos Inseln wieder in die Schlagzeilen und veranlaßte Gespräche zwischen Nationalpark Vertretern, Ecuador's president Rafael Correa und mehreren Ministern seines Kabinetts. Zur gleichen Zeit befindet sich gerade wieder eine Delegation des UNESCO Weltnaturerbe Kommittees auf den Galápagos Inseln, um den Stand und die Umsetzung der 2006 geforderten Naturschutzregulationen (siehe unten) zu überprüfen (=> weitere Informationen). Die Umweltministerin Ana Albán hat nun als Konsequenz dieser Ereignisse die Erstellung eines umfassenden Entwicklungsplan gefordert, der eine "gemeinsame vision" für Galápagos bis ins Jahr 2020 repräsentieren soll. Im Galápagos Fernsehen bestätigte die sie, daß Tourismus und Immigration einen "immensen Druck" auf die Natürlichen Ressourcen der Inseln ausüben und betonte, daß die "Unmenge an Problemen" auf den Galápagos Inseln nur mit einem derartigen umfaßenden Plan gelöst werden könnten. Gleichermaßen unterzeichnete der  President Rafael Correa am 10. April eine Verfügung zur Durchsetzung von Restriktionen im Bereich Tourismus und Einwanderung, um "die gewaltigen institutionalen, umwelt- und sozialen Krisen auf den Inseln zu bewältigen".

weitere Details (auf Spanisch) unter  http://www.reevolucion.org/portal/

2006

November 2006 - Steigende Besucherzahlen verschärfen eine neue Gefahr für die Galápagos Inseln:
Die schnelle Ausbreitung des West-Nile-Virus (WNV) innerhalb Nordamerika, und von dort auf Lateinamerika übergreifend, bringt eine neue Gefahr mit sich. Da die den Virus übertragenden Mosquitos schon auf Galápagos Fuß faßten, wäre eine Einfuhr des Virus ins Archipel eine immense Bedrohung der einheimischen Vögel und Reptilien. Zudem gefährdet es auch den Menschen. Es wird angenommen, daß WNV schon in Columbien und Ecuador angekommen ist. Ein Übergreifen auf die Galápagos Inseln kann nur durch konsequente Umsetzung und Verbesserung der bestehenden Inspektionen und Quarantänemaßnahmen verhindert werden. Dieses System ist aber jetzt schon durch Personalmangel überfordert. Verschärft wird die Situation durch eine ständig wachsende Zahl an Einwanderern und Besuchern (siehe Graphik, Quelle: Charles Darwin Foundation).population increase Ende 2006 ist die Eröffnung eines neuen internationalen Flughafens auf der Insel Isabela geplant. Auch vergangenes Frühjahr markierte einen historischen Einschnitt. Erstmals erreichte eine Kreuzfahrtschiff mit rund 500 Passagieren die Galápagos Inseln, nachdem es Tage und Wochen vorher verschiedene Plätze im östlichen Pazifik besuchte. Es ist praktisch unmöglich, zu verhindern, daß große Boote, die viele verschiedene Plätze anlaufen, invasive Arten mit sich führen.  Diese Tatsache bedroht die Essenz dessen, was die Galápagos Inseln überhaupt erst so besonders machte: Isolation vom Festland und der Inseln untereinander. Diese Isolation war die treibende Kraft für die Entstehung der auf Galápagos vorkommenden endemischen Formen und der Formenvielfalt zwischen den Inseln. Die lange Isolation macht diese Arten aber auch sehr anfällig für invasive Arten von außerhalb. Kreuzfahrtschiffe und weitere Flugzeuge führen nicht nur invasive Arten mit sich, sondern bringen auch weitere Besucher. Das wiederum treibt die Immigrationsrate an von jenen Menschen, die im Tourismussektor Arbeit suchen. Mehr Menschen benötigen weitere Warenimporte, d.h. weitere Transporte und fördern den Ausbau der Infrastruktur. Was wiederum einen Anstieg der Besucher ermöglicht... ein Teufelskreis.


August 2006 - Galápagos bleibt UNESCO Weltnaturerbe
Wie weiter unten berichtet, hatten die Entwicklungen der letzten Jahre im Nationalpark Galápagos die UNESCO dazu veranlaßt, eine Degradierung des Gebiets zum "Bedrohten Weltnaturerbe" zu erwägen. 2006 startete die Regierung Ecuadors eine Kampagne in deren Verlauf sie dem Weltnaturerbe Komitee der UNESCO versicherte, daß ein strategischer Entwicklungsplan für die Galápagos Inseln vorgelegt werden wird. Dieser Plan müßte, wie gefordert, auch Vorschläge für eine verbesserte Implementierung des "Special Law for Galápagos" beinhalten (das u.a. eine effektive Kontrolle der Immigration und des Warenverkehrs gewährleisten soll). Diese Versicherung der Regierug Ecuadors und die schon erfolgte Änderung bei der Besetzung der Nationalpark Direktion (s.u.) überzeugten das Weltnaturerbe Komitee der UNESCO die Galápagos Inseln vorerst auf der Liste der Weltnaturerbe zu belassen.


July 2006 - Isabela Ausrottungsprojekt erfolgreich abgeschlossen
Das größte Ausrottungsprojekt, das jemals unternommen wurde, ist erfolgreich abgeschlossen. Projektziel war die Eliminierung von verwilderten Hausziegen im nördlichen Teil der größten Galápagos Insel Isabela und auf der Insel Santiago. Die Projektleiter sind sich eines Erfolgs sicher, weil es nach nunmehr fast acht Projektjahren keine weiteren Anzeichen auf noch überlebende Haustiere in diesen Bereichen gibt. Die Nord- und Südhälfte der Insel Isabela sind durch einen vulkanischen Isthmus voneinander getrennt, der so unzugänglich ist, daß es viele Jahre dauerte bis Ziegen aus dem besiedelten Süden der Insel in den Norden gelangen konnte, wo sie sich dann rasant vermehrt hatten und damit nicht nur die einhemische Vegetation zerstörten, sondern auch Bodenerosion verursachten. Im Nordteil der Insel liegen wichtige Habitate endemischer Riesenschildkröten, die stark unter der Habitatzerstörung durch die Ziegen litten. Schon mit dem Ausdünnen der Ziegenpopulationen während der letzten Jahre begannen sich die wichtigen Futterpflanzen der Schildkröten wieder auszubreiten und heute ist eine Erholung der Habitate schon weit forgeschritten. Zusammen mit der Ausmerzung der Ziegen, konnten auch die verwilderten Esel und Hausschweine eliminiert werden. Ein weiterer Erfolg des Projekts ist die Tatsache, daß 95% der beteiligten Jäger vor Ort auf Galápagos rekrutiert werden konnten und nunmehr gute Erfahrungen für zukünftige Projekte dieser Art auf anderen Inseln aufweisen können.

Weitere Details im  Bericht des Galápagos Conservation Trust.


Mai 2006 - Neuer Arbeitsplan der Charles Darwin Foundation

Die Charles Darwin Foundation hat nun einen neuen Arbeitsplan für die kommenden 10 Jahre veröffentlicht, der online eingesehen werden kann.


Mai 2006 - Der Galápagos Nationalpark had eine neue Direktorin

Sra. Raquel Molina nimmt im Mai 2006 ihre Arbeit auf. Sie ist nicht nur die erste Frau auf dieser Stelle, sie ist auch die erste, die ordentlich gewählt wurde. Eine neue Wahlkommision entschied für sie aufgrund ihrer akademischen Qualifikationen und nicht aufgrund ihrer politischen Ausrichtung. Das ist eine erfreuliche Neuerung. Vor ihrer Wahl wurden alle Parkdirektoren unter direktem Einfluß der Regierung ernannt; dies soll meist aufgrund politischer Interessen unter Vernachlässigung der fachlichen Qualifikationen erfolt sein. Oft fiel die Wahl auch gegen den Willen einer Mehrheit der Parkangestellten aus. Im Jahr 2004 protesteierten Park Ranger gegen den ihnen damals vorgesetzten neuen Direktor und verweigerten ihm Zutritt zu seinem Arbeitsplatz. Der neue Kandidat suchte Unterstützung von der lokalen Fischereilobby und die Proteste drohten einmal mehr gewalttätig zu werden. Am Ende führte der Streik des Parkpersonals aber zur Intervention des Umweltministers und zum Rücktritt des Kandidaten auf den Direktorposten im Januar 2005. Sr. Washington Tapia sprang ein und führte seither die Geschäfte kommisarisch. Bis er Anfang Mai 2006 seinen Posten an Sra. Raquel Molina übergab, die nun zum ersten Mal gewählt wurde. Das ist ein erfreulicher  Prozess, und die Nationalpark Mitarbeiter hoffen nun auf mehr personelle Stabilität und Kontinuität.

weitere Informationen (Spanisch)

Interview mit Sra. Raquel Molina

2005

November 2005 - Erste Analyse der UNESCO Welterbe Kommission zum Zustand des National Parks
Wie weiter unten berichtet, untersuchte eine UNESCO Delegation vor Ort die Vorwürfe, daß politische und sozio-ökonomische Entwicklungen einen langfristigen Schutz des Nationalparks gefährdeten und die Nationalparkbehörde in der Ausübung ihrer Funktion zunehmend beeinträchtigen würden. Auf der 29 igsten Sitzung des Welterbe Komitees in Durban im Sommer 2005 bekräftigte nun die UNESCO ihre Sorge über die Unversehrtheit von Nationalpark und Meeresreservat in Galápagos. U.a. wurden folgende Empfehlungen an die Ecuadorianische Regierung publik gemacht:
weitere Details bei: IGTOA


Oktober 2005 - Massentourismus auf Galápagos?

Im März 2006 wird nun zum ersten Mal ein großes Kreuzfahrtschiff, die MV Discovery mit Plätzen für 500 Passagiere, die östlichste der Galápagos Inseln, San Cristobal, anlaufen. Die Discovery World Cruses verkündet, daß mit der MV Discovery durch ihre "Beschränkung auf maximal 500 Besucher" die empfindliche ökologische Balance der Galápagos Inseln nicht gefährdet wird. Aus den gleichen Gründen waren aber bisher nur Gruppen bis maximal etwa 90 Passagiere, meist aber Schiffe mit 15 bis 30 Passagieren zwischen den Inseln unterwegs. Die MV Discovery soll in einem Festlandhafen Ecuadors von Inspektoren zur Vermeidung der Einschleppung fremder Arten hin untersucht werden. Sie wird dann nur die Gewässer von San Cristobal anlaufen, und Touristen werden dort mit kleineren Booten Ausflüge in den Park unternehmen. Eine begleitende Umweltverträglichkeitsstudie soll auf die Fortführung über das Jahr 2007 hinaus Einfluß haben. Naturschutzgruppen und der Verband der Internationalen Galápagos Tour Unternehmer (IGTOA) bezweifeln, daß die Naturverträglichkeit solcher Touren gewährleistet werden kann. IGTOA hinterfrägt die Integrität eines Bürgermeisters von San Cristobal als Kontrollinstanz; eines Bügermeisters, der Anfang 2005 schon illegale Sportfischer unter Schutz nahm (siehe unten). Es wird beführchtet, daß die geplanten Touren die Einwanderung nach Galápagos beschleunigen werden und nicht auf San Cristobal beschränkt bleiben, sobald auch die anderen Städte auf Galápagos am extra Profit teilhaben wollen. Die Entwicklung vom Ökotouristen in naturverträglichen Kleingruppen hin zum allgemeinen Massentourismus wird befürchtet. Eine Entwicklung, die vielleicht nicht, wie versprochen, mehr Geld für die lokale Bevölkerung, sondern für wenige Unternehmer bescheren wird.

weitere Details hier


Juli 2005 - Erste Entscheidung über Langleinenfischerei


Während einer Sitzung der Inter-institutional Management Authority am 29. und 30. Juni wurde das bestehende Verbot der Langleinenfischerei bekräftigt (siehe auch Meldung vom April 2005). Dies ist eine wichtige Entscheidung für den Naturschutz im Galápagos Meeresreservat. Es gibt jedoch eine Einschränkung, insofern das Verbot auf eine Wassertiefe bis 60 Meter beschränkt ist. Ab 60 Meter Wassertiefe ist die Gefahr, sogenannten Beifang zu ködern, d.h. geschützte Arten wie Haie, Seehunde, Meeresschildkröten, wesentlich geringer. Ein hoher Anteil an Beifang in den oberen Schichten wurde durch Studien im Meeresreservat belegt, die von 1994 bis 2003 durchgeführt wurden. Der Galápagos Conservation Trust schreibt in seinen online Nachrichten, daß die eben bekanntgewordene Entscheidung bedeute, daß jeder zukünftige Antrag eine Nutzung von Langleinen sich auf eine Tiefe der Haken von mehr als 60 Metern beschränken müsse.
Es ist zu erwarten, daß die Diskussionen zu diesem Thema weitergehen werden. Lokale Fischervertreter haben schon angekündigt, die Machbarkeit und kommerzielle Tragbarkeit der Fischerei auf große Freiwasserfische nach dem neuen Beschluß zu analysieren. Eckpunkt künftiger Streitereien könnte die Frage nach der Kontrolle der Einhaltung einer Beschränkung auf Wassertiefen über 60 Metern sein. Eine derartige Kontrolle wäre in der Praxis kaum durchzusetzen.
El Mercurio, eine Ecuadorianische Zeitung, veröffentlichte am 4. Juli einen Beitrag, daß der neue Beschluß von den Fischereivertretern abgelehnt würde und daß der Präsident der Unión de Cooperativas de Galápagos, Rogelio Guaicha, erklärte, er sei die ständigen wissenschaftlichen Untersuchungen satt, daß er damit offen mit neuen Protesten und Streiks der Fischer gedroht hätte.
Unterdessen gibt es Versuche, Geldmittel bereitzustellen, um einen Beschäftigungswechsel von Galapageños herbeizuführen, die von der Fischerei in die Tourismusbranche wechseln wollen. Die Ministerin für Umwelt, Ana Albán, kündigte einen Fund an, für den die Ecuadorianische Regierung 1.5 Millionen US $ verprochen hätte, und ein Italienisches Konsortium sowie die Banca Popolare Etica erklärten ihre finanzielle Unterstützung der Vorhaben.

weitere Details unter: http://www.gct.org/jul05_2.html



Die Gemeinde von Puerto Ayora korrigiert Fehler beim Bau der neuen Hafenmole

Mole 1Mole 2Die Gemeinde von Puerto Ayora auf der Insel St. Cruz baute vor etwa 2 Jahren eine neue Hafenpromenade. Bei ihrer Einweihung wurde sie als wichtiger Schritt für die Modernisierung der Stadt und als weiterer Beitrag zur Hebung des Lebensstandards der lokalen Bevölkerung angekündigt. Die Promenade wurde auch begeistert angenommen und lockt seither mit einem Kinderspielplatz, Open Air Konzerten, einer Autoscooter Bahn und einer Disney Vergnügungsbahn. Die wenigen Meerechsen, die es noch in der Bucht von Puerto Ayora gibt, hatten jedoch Einbußen hinzunehmen. Während die frühere Mole für sie eine begehrte Sonnenterasse darstellte, schafften nur noch ein paar der allerkleinsten Tiere den neuen Überbau aus Beton zu überklettern. Die Gemeinde reagierte auf den Rat von Umweltgruppen und fügte Kletterhilfen hinzu, so daß nun wieder mehr Tiere den Weg nach oben schaffen.




Juni 2005 - Gipfeltreffen von Evolutionsforschern auf Galápagos

Die Teilnehmer waren sich einig, daß dieser Evolutionsgipfel die Lebendigkeit und Aktualität der Evolutionsforschung hervorragend demonstrierte, so gut, daß das Treffen sogar als "Woodstock der Evolution" bezeichnet wurde. 210 Wissenschaftler trafen sich vom 8.-12. Juni um Vorträge über die Geschichte, theoretische und empirische Modelle, sowie aktuelle Entwicklungen der Evolutionsforschung von den derzeit bekanntesten Evolutionsforschern zu hören. Eingeladen hatte die Universidad San Francisco in Quito an dem Ort, wo Darwin's Schiff die Beagle vor fast 170 Jahren das Galápagos Archipel erreichte.

Bericht eines Teilnehmers (engl.): http://www.sciam.com/article.cfm?chanID=sa004&articleID=00020722-64FD-12BC-A0E483414B7FFE87




Juni 2005 - Neuigkeiten zum Seegurkenfang

Trotz eines existerienden Moratoriums hat die Institutional Management Authority beschlossen, das Sammeln von Seegurken für 2005 vom Juni bis August zu erlauben. Seegurken haben nehmen eine wichtige ökologische Funktion ein, die man in etwa mit der von Regenwürmern in Grünland vergleichen kann. Eine Erhebung der Charles Darwin Foundation zeigte, daß Übernutzung der Tiere mit einer rapiden Abnahme der Bestände von durchschnittlich 34 Tiere pro Quadratmeter im Jahr 2001 auf 0ß4 Tiere pro Quadratmeter im Jahr 2004 einherging. Daher wurde letztes Jahr ein zweijähriges Moratorium bestimmt, das die Erholung der Bestände ermöglichen sollte. Dieses Moratorium wurde durch eine adhoc Entscheidung außer ausgesetzt, welche lokalen Fischern auf Galápagos für die Zeit von Juni bis August 2005 eine Quote von 3 Millionen Tieren zusagt. Die neue Ministerin für Umwelt, Ana Albán, wurde mit den Worten zitiert: "We decided to open fishing of sea cucumbers, mainly due to social and economic considerations."

weitere Informationen bei: http://www.igtoa.org/newsletter/2005/may-june/


April 2005 - "UNESCO Welterbe" - erfüllt Galápagos derzeit die Voraussetzungen für dieses Gütesiegel?


Eine Delegation der UNESCO besucht Mitte April die Galápagos Inseln um den Status Quo im National Park zu untersuchen, der seit 1978 als UNESCO Welterbe geführt wird. Francesco Bandarin, der Direktor des World Heritage Centre äußerte, daß der Besuch der Delegation auf Einladung der Ecuadorianischen Regierung veranlaßt wurde. Viele Berichte von Naturschutzorganisationen führen den Zeitpunkt des Besuchs jedoch auf die gegenwärtigen Naturschutzprobleme auf den Galápagos Inseln zurück. V.a. auf die Mängel in der Umsetzung der bestehenden Gesetze zum Schutz des Meeresreservats. Die Delegation des World Heritage Centre wird zu entscheiden haben, ob eine eingehende Untersuchung im Sommer 2005 gestartet wird, von deren Ergebnissen es abhängt, ob der Galápagos Nationalpark herabgestuft wird und auf die Liste der bedrohten Welterbe gesetzt werden muß.


April 2005 - Fischerei mit Langleinen bald auch im Meeresreservat der Galápagos Inseln?

Eine Langleine oder spanisch "palangre" wird als einzelne Leine hinter einem Boot hergezogen, und weist in regelmäßigen Abständen hunderte oder tausende von beköderten Haken auf, die dicht unter der Meeresoberfläche treiben. Diese oft viele Kilometer langen Leinen werden zum Fang von Tunfisch und Schwertfisch eingesetzt. Jedoch konnte in vielen Studien, auf Galápagos und anderswo, nachgewiesen werden, daß so genannter Beifang (das sind Arten, die nicht ursprünglich zum Fang durch die Langleine vorgesehen sind) oft mehr als die Hälfte aller gefangenen Tiere aufweist. Dies kann wesentlich zur Dezimierung der Populationen von bedrohten Arten, wie Haie, Meeresschildkröten, Seelöwen und Albatrosse beitragen. Daher wurde der Fang mit Langleinen bisher im Nationalpark Galápagos verboten. Wegen ihrer negativen Auswirkungen wurde Langleinenfischerei u.a. auch vom Pacific Fishery Management Council für die Westküste der USA verboten. Vor kurzem unterzeichneten mehr als 600 Wissenschaftler aus 54 Ländern eine Petition an die Vereinten Nationen mit der Forderung ein Moratorium für Langleinenfang einzurichten. Auf den Galápagos Inseln, kämpft dagegen die Fischereikooperative seit einigen Jahren für die Einführung der Methode und die Zulassung von Langleinen im Meeresreservat. Der aktuellste Vorstoß in dieser Richtung wird gerade von den zuständigen Behörden untersucht. Dieser Antrag soll sogar vom Ecuadorianischen Umweltminister unterstützt worden sein. Internationale und Ecuadorianische Nicht-Regierungsorganisationen wehren sich vehement gegen die Zulassung von Langleinen im Nationalpark Galápagos. Auch die "International Galapagos Tour Operators Association" (IGTOA) ist dagegen, wie auf ihrer webpage zu lesen ist: "Für uns ist es unverständlich, daß diese Form des Fischfangs im Galápagos Meeresreservat, ein UN Welterbe, überhaupt diskutiert wird." IGTOA geht sogar noch weiter und bezweifelt die Rentabilität des Langleinenfangs für die Fischer: "Es gibt große Skepsis darüber, ob Langleinenfang für lokale Fischer ökonomisch rentabel sein kann, aufgrund der hohen Kosten, den Fang an entsprechend große Märkte zu bringen. Viele nehmen daher an, daß es letztlich darum geht, die großen industriellen Fischereiflotten [die im Reservat verboten sind] wieder ins Meeresreservat zurückzubringen." Es gibt jedoch keine Zweifel, daß die illegale Vermarktung des Beifangs, der zu großen Teilen aus Haien besteht, lokalen Fischern großen Profit einbringen würde. Im Jahr 2004 wurden aus Ecuador 850 Tonnen getrocknete Haifischflossen exportiert, was einer geschätzten Zahl von 1.7 Millionen Haien entspricht. Da Haie vor der Küste Ecuadors selten geworden sind, muß ein großer Anteil dieser illegal getöteten Tiere aus dem Meeresreservat Galápagos gekommen sein.

weitere Informationen:
http://www.igtoa.org/newsletter/february05/
http://www.naturalworldtours.co.uk/articles2005/march/march1205d.htm
http://www.birdlife.net/print.html?url=%2Fnews%2Fpr%2F2005%2F04%2Fecaudor_ibas.html
http://www.nabu.de/m05/m05_03/01516.html
http://www.ecoworld.com/Home/articles2.cfm?TID=246


April 2005 - "Isabela Projekt" macht gute Fortschritte bei der Ausrottung eingeführter Haustiere

Das "Isabela Projekt" startete im Jahr 1998, finanziert von der UNO mit der Mission die natürlichen Lebensräume auf den Inseln Santiago, Pinta und Nordisabela wieder herzustellen. Felipe Cruz, Koordinator des Projekts, nimmt an, daß mittlerweile alle verwilderten Schweine und Esel von Santiago beseitigt werden konnten. Verwilderte Ziegen werden aktuell noch auf den Inseln Santiago und Isabela gejagt. Es ist ein großer Erfolg des Projekts, daß auf Nordisabela mittlerweile nur noch sehr wenige Ziegen zu finden sind, und die Vegetation sich schon deutlich erholte. Am eindrucksvollsten sei dies am Vulkan Alcedo, dessen Hänge und Hochflächen eine Population von Riesenschildkröten beherbergt, die in den letzten Jahren unter dem Schwund der von den Ziegen zerstörten Vegetation litt. Felipe Cruz: "Im Jahr 2004 investierten wir mehr als 7450 Stunden für Ziegenjagd vom Boden aus und 975 Stunden für die mit Jagd auf Ziegen vom Helikopter aus, und die Ergebnisse sind eindrucksvoll."

weitere Informationen:
http://www.gct.org/project1.html
http://www.gct.org/isabela1.html


April 2005 - Gesetzesverstoß durch Sportfischer demonstriert die geschwächte Autorität der Nationalparkbehörden

YachtsIm Februar 2005 kamen mehrere private Sportyachten an der Insel San Cristobal an, um einen Sportfischer Wettbewerb im Meeresreservat des Galápagos Nationalparks durchzuführen, den der Salinas Yacht Club, die International Game Fishing Association und die Billfish Foundation, ohne Absprache mit den Nationalparkbehörden planten. Legale Basis für die Ankunft der Yachten im Reservat waren Transitlizenzen der marinen Behörde. Bald nach ihrer Ankunft reagierte der Umweltminister Ecuadors Juan Carlos Camacho auf Betreiben des Nationalparks und verabschiedete eine Resolution (Acuerdo Ministerial número 014), die die Herausgabe jeglicher Lizensen für Sportfischerei bis zu einer endgültigen Entscheidung über die Zulassung der Sportfischerei verwehrt. Damit wurde erwartet, daß die Yachten Galápagos wieder verlassen würden. Aber nichts passierte. Im Gegenteil, unerlaubterweise liefen die Privatyachten regelmäßig aus dem Hafen von San Cristobal aus, um gut zahlenden ausländischen Kunden das Sportfischen im Nationalpark zu ermöglichen. Sie liefen dabei mehrmals unbewohnte Inseln an, und verstießen damit auch gegen allgemein geltende Besucherregelungen. Jegliches Anlanden von Booten auf Inseln im Archipel ist strengstens geregelt, generell nur mit einem registrierten Touristenboot möglich, und auch dann nicht ohne die Begleitung eines von den Nationalparkbehörden ausgebildeten Führers.
Die Nationalpark Behörden versuchten gegen die Aktivitäten der illegal Kommerz treibenden Privatyachten vorzugehen und Sanktionen zu verhängen. Sie haben aber keine Mittel, die sich weigernden Yachtbesitzer zum Verlassen des Reservats zu zwingen. Die dafür zuständige Exekutive ist die Marine auf See und die Polizei an Land, die aber beide auf das Drängen der Nationalparkbehörden nichts gegen die Yachtbetreiber unternahmen. Im Gegenteil. Als ein Nationalparkeigenes Kleinflugzeug Belegfotos von den fischenden Booten auf See schoß, beschwerten sich deren Skipper bei den Behörden unter Berufung auf Regelungen zum Privatflugverkehr, und das Flugzeug wurde von den Behörden zurückgeordert und für zwei Wochen gesperrt. Acht Yachten waren immer noch in San Cristobal, als wir das hier gezeigte Foto am 28. März schossen, und gingen regelmäßig ihren Sportfischeraktivitäten nach. Skipper, deren Angestellte, ihre ausländische Kunden, die oft mehrere tausend Dollar für eine einzige Ausfahrt zahlen, alle gingen ungehindert in der Stadt ein und aus, keine Polizei, keine Marineangehörige, die sich um ihre Aktivitäten kümmerten. Monetäre Macht spielt hier ihre Trümpfe aus. Bezeichnend für den politischen Einfluß, den die Organisatoren besitzen, ist die Tatsache, daß der Salinas Yacht Club sogar auf einer Ecuadorianischen Briefmarke vertreten ist. Einwohner der Stadt in San Cristobal behaupten daher auch, daß politische Vetternwirtschaft und hohe Bestechungsgelder die Gründe für das Versagen der Behörden sind. Obwohl schon viele Naturschutzverbände darüber berichteten, fahren Artmarina, Red Mangrove, Blue Marlin Lodge, and "Galapagos sportfishing co." ungehindert fort, ihre Aktivitäten für exklusive Sportfischerabenteuer im Internet anzubieten, z.T. mit dem Vorwand der Umweltfreundlichkeit: "Recently, after extreme consideration by the Galapagos authorities, this activity will be permitted under world-class environmental controls" [Vor Kurzem, nach gründlchsten Abwägungen durch die Galápagos Behörden, wird diese Aktivität unter erstklassigen Umweltkontrollen, genehmigt werden.]*.
Der Galápagos Conservation Trust schreibt in seinen  Online Nachrichten: "Hier wird ein Präzedenzfall geschaffen, der sich negativ auf das Management des Meeresreservats auswirkt und die Autorität der Galápagos Nationalparkbehörden unterminiert. Schlimmer noch, es öffnet Tür und Tor für andere Aktivitäten, die nicht ins Meeresreservat gehören und von generell schlechtem Einfluß für die nachhaltige Entwicklung der lokalen Gemeinde sind. Die Galapagos Alliance betrachtet Sportfischerei als eine Aktivität im Rahmen des Tourismus, die für das Meeresreservat evt. zuläßig sein kann und, unter der Voraussetzung angemessener Kontrollen, auch einen positiven Beitrag liefern könnte, negative Auswirkungen der kommerziellen Fischerei zu reduzieren. Sportfischerei könnte so den Bedarf an alternativen Einkommensquellen für lokale Fischer decken. Die notwendigen Gesetze sollten schnellstmöglich geschaffen werden und die vorgenannten Aktivitäten [der Privatyachten auf San Cristobal] sanktioniert werden."
Weitere Informationen:
http://www.cedenma.org/noticias/articles/2005-Mar-25/167/167.html
http://www.gct.org/mar05_2.html
http://www.igtoa.org/newsletter/january/sportfishing.php


* Kommentar: Der Grammatikfehler in diesem Internetzitat läßt vermuten, daß Sportfischerei "vor Kurzem" genehmigt wurde [was falsch ist], aber die weitere Wortwahl "wird genehmigt werden" ist näher an der Wahrheit, daß eine politische Entscheidung darüber noch nicht gefallen ist und derzeit ein Moratorium für diese Aktivitäten besteht [Stand April 2005].



April 2005 -  tote und sterbende Meerechsen an der Küste von San Cristobal

HundeopferIm Februar 2005 bekam die lokale Nationalpark Niederlassung auf der Insel San Cristobal Nachrichten über etliche tote Körper von Meerechsen, die entlang der Küste im Gelände der Marine, gleich neben der Stadt Puerto Baquerizo Moreno, gefunden wurden. Es war die Rede von mindestens zwei Kadavern mit schwarzen, nässenden Schädeln, von denen auch Fotos zur Verfügung standen. Diese Bilder weckten Angst vor einer möglichen neuen Infektionskrankheit unter den einheimischen Echsen. Sofort wurden auch Erinnerungen wach an das Jahr 2001, als der Tanker Jessica nur ein paar hundert Meter von der Küste entfernt auf Grund lief und ein Großteil des geladenen Schweröls aufs Meer trieb. Das Wrack der Jessica liegt immer noch am Meeresgrund ganz in der Nähe der Funde toter Körper und keiner weiß bis heute so recht, wieviel Schweröl noch immer auf dem Meeresgrund gefangen ist. Es wurde eilig eine Gruppe von Wissenschaftlern zusammengestellt, die die Ursache für die Todesfälle untersuchen sollte, Veterinärbiologen vom Nationalparklabor, Wissenschaftler aus Italien, Mitglieder der Charles Darwin Forschungsstation, und wir.
Während dieser ersten Untersuchung im Februar, durchkämmten Mitarbeiter vom Park einen etwa 1.5 km langen Streifen entlang der Küste gleich hinter der Marinebasis; sie fanden und sammelten etwa 70 Kadaver von Meerechsen, manche schon recht alt, manche aber sehr frisch. Viele der frischen Kadaver, die näher inspiziert wurden, und auch alle verwundeten und kranken Tiere, die wir fanden, wiesen Bißspuren auf, von einer Größe, die nur einem Hund zugeordnet werden kann. Zwei der verwundeten Tiere hatten keine Chance zum überleben, dem einen hatten Eckzähne einen Lungenflügel verletzt, stinkende wässriges Blut trat aus der infizierten Lunge aus. Ein anderer wies Bißspuren am Schwanz auf, die zur inneren Verwesung von 2/3 des Schwanzes führten. Einerseits war es eine Erleichterung, daß wir es also offensichtlich nicht mit einer infektiösen Krankheit zu tun hatten, wie Parkleute zuerst vermuteten. Diese Erleichterung war allerdings getrübt vom grausamen Anblick der sterbenden und toten Tiere, und von der großen Zahl an Kadaver, die wir registrierten.
Im März 2005 kehrten wir nach San Cristobal zurück, um weitere Daten zu sammeln. Vier Wochen nach dem ersten Aufenthalt fanden wir viele weiter Kadaver, neue im ersten Abschnitt, der schon einmal kontrolliert wurde, und weitere darüber hinaus. Insgesamt ergibt sich eine Summe von 130 toten Tieren entlang einer Strecke von 3 km Küste. Es gibt aber Berichte von vielen weiteren Toten an einer bekannten Badebucht, der sogenannten Loberia, mehrere Kilometer von der Stadt entfernt. Das heißt, daß wir in der kurzen uns zur Verfügung stehenden Zeit wohl nur die Spitze eines Eisbergs erfaßen konnten.  Auf den ersten zweieinhalb Kilometern Küste hinter der Marinebasis konnten wir keine einzige lebende Meerechse auffinden. Es gab dort aber viele Meerechsennester, stumme Zeugen davon, daß zu Beginn des Jahres, während der Eiablageperiode noch viele Tiere hier lebten. Nach etwa 3 km Küste erreichten wir einen Punkt wo tote und lebende Iguanas die Felsen überzogen. Hier konnten wir nun beginnen, Daten für unsere Untersuchung zu sammeln. Kleine Blutproben von lebenden Tieren, um deren physiologische Streßantwort unter unmittelbarem, starkem Prädationsdruck zu untersuchen. Das soll weitere Grundlagen liefern, mit denen wir verstehen wollen, warum naive Inseltiere, die über Jahrmillionen sich ohne nennenswerte Raubfeinde entwickelten, so schlecht mit eingeführten Räubern, wie eben die Hunde von San  Cristobal, umgehen können. Auch im März fanden wir wieder Bißspuren an fast allen Kadavern, die noch frisch genug waren, um Bißlöcher erkennen zu können. Auch viele der lebenden und gesunden Tiere wiesen Blessuren am Schwanz auf, die nur von einem Hundegebiß stammen konnten. [Siehe hierzu auch neue Bilder in der Galerie ].
Im Vorfeld unserer Untersuchung hatten wiederholt Leute von der Marine und vom Nationalpark eingeführte Ratten und Hauskatzen als mögliche Täter diskutiert. Unsere Beobachtungen und Bilder lassen jedoch Katzen und Ratten als primäre Ursache für die Verletzungen unwahrscheinlich erscheinen. Beide kommen wohl erst sekundär ins Spiel, wenn Meerechsen tödlich verletzt herumliegen. Katzen oder Ratten sind evt. auch für die Fälle verantwortlich, in denen Meerechsenkadaver ohne Köpfe gefunden wurden. Wir glätteten mehrmals Abends lange Sandstreifen quer zur Küste und fanden am nächsten Morgen frische Spuren von Hunden und Katzen, die nachts den Streifen passierten. Fast alle Hundespuren waren von gleicher Größe, 7 cm Länge, die auf ein mittelgroßes Tier schließen läßt. Es könnte also sein, daß zumindest in diesem ersten Küstenabschnitt nur ein einzelner Hund für die Mehrzahl der toten Meerechsen verantwortlich ist. Dabei ist es sehr unwahrscheinlich, daß er die Meerechsen direkt tötet. Die meisten Bißwunden fanden wir an ihren Schwänzen. Während der Nacht schlafen die Tiere auf oder zwischen Felsen und reagieren nur sehr langsam und spät auf Berührungen. Selbst wenn der Körper zwischen Felsen steckt, hängt in vielen Fällen der lange Schwanz ungeschützt ins Freie. Die Idee einer wütenden Bestie von Hund, die Nachts Meerechsen zerreißt ist sicher falsch. Sehr viel wahrscheinlicher haben wir es mit einem oder vielleicht auch mehreren Hunden zu tun, die ein neues Spiel enteckten; entdeckten, daß es Spaß macht, nachts an Iguanaschwänzen zu zerren, wenn sie zucken und auf ihnen herumzukauen, wenn die Tiere im Schlaf zwischen den Felsen stecken. Die Wunden, die das verursacht, wären eigentlich nicht lebensbedrohlich, und Meerechsen haben eine erstaunliche Heilungskraft für ähnliche Wunden, die sich sich oft in der starken Brandung hin- und hergestoßen zwischen den scharfkantigen Felsen zuziehen. Die Bakterien eines Hundemauls machen den ganzen Unterschied. Wunden, die normalerweise gut heilen sollten, infizieren sich und verursachen verrottendes Fleisch, letztendlich den Tod der Tiere, die über Jahrmillionen nicht mit solchen Bakterien konfrontiert wurden.
Wie wird gegen das Sterben in San Cristobal vorgegangen? Die Nationalverwaltung versucht gegenwärtig den oder die verantwortlichen Hunde zu finden, zu fangen oder zu erschießen, um somit weitere Todesfälle unter den Meerechsen zu verhindern. Dazu wurden auch Giftköder ausgelegt, mit einem Gift, auf das nur Säuger ansprechen - eine bequemere aber in unseren Augen auch problematischere und wahrscheinlich uneffektivere Lösung. Sobald wir Neuigkeiten über Erfolg oder Mißerfolg dieser Maßnahmen erfahren, werden wir an dieser Stelle berichten.
Auf lange Sicht jedoch müssen die Ursachen bekämpft werden und müssen ähnliche Ereignisse schon im Vorhinein verhindert werden. Die Amerikanische Organisation Animal Balance [siehe Beitrag unten] wird im May 2005 eine Kampagne auf San Cristobal starten, die eine langfristige Eindämmung der Anzahl an Hunden und auch eine "Erziehung zur verantwortlichen Hundehaltung" erreichen will. Wie schon auf den Inseln St. Cruz und Isabela, sollen bald auch auf San Cristobal Hunde und Katzen sterilisiert werden und Veranstaltungen zur Tierhaltung die einheimischen Tierbesitzer zu einem neuen Umgang mit den Tieren bewegen. Dies wird hoffentlich ein weiterer wichtiger Beitrag zur langfristigen Verbesserung der Situation, die durch herrenlos streunende Katzen und Hunde entsteht. Dennoch wirft das Beispiel San Cristobal einige Zweifel auf. Unsere Daten zeigen, daß ein einziger Hund genug ist, um eine Teilpopulation an Meerechsen komplett auszulöschen. Lediglich durch unkontrolliertes - für die Meerechsen tödliches - Spiel. Dieses Beispiel wirft die Frage auf, ob es reicht, langfristig verantwortlichen Umgang einer Mehrheit an Bewohnern mit ihren Haustieren zu erzielen. Oder ob  nicht doch alle Anstrengungen unternommen werden müssen, um die Anzahl der Haustiere in den Städten auf Galapagos so schnell wie möglich zu verringern. Aber das wird nicht einfach sein. Selbst ein so scheinbar einfacher Prozeß, die Verhinderung neuer Hundeimporte aus dem Festland, scheitert viel zu oft. Jegliche Einfuhr von Hunden ist per Gesetz verboten. Wenn jedoch in Puerto Ayora plötzlich reinrassige Hunde, ein Dalmatiner und eine Bulldogge, auftauchen, dann glaubt man an die Gerüchte über Korruption in der verantwortlichen Behörde, der INGALA, dem "National Galapagos Institute". Wie überall werden auch auf Galápagos Umweltprobleme bei genauerer Betrachtung zu politischen Problemen. Und die Unfähigkeit, die politische Landschaft vor Ort zu ändern, macht das Ereignis der immer noch sterbenden Meerechsen auf San Cristobal so frustrierend.Weil die Beseitigung nur eines Hundes bei weitem nicht ausreicht, das eigentliche Problem, das dahinter steckt, zu lösen.


Januar 2005 - Projekt zur Sterilisation von Haustieren in den Galapagos Ortschaften

Haustier SterilisationenShelley Thomas konnte für das Jahr 2004 mit einem erfreulichen Ergebnis aufwarten. Sie ist Koordinatorin des Sterilisationsprojekts "Conservation without cruelty" der Organisation WildAid unterstützt durch die US-amerikanische Gruppe Animal Balance. Dieses Projekt startete im Januar 2004 mit der Einrichtung einfacher Kliniken, die Sterilisationen von Haustieren kostenlos anbieten, sowie einer begleitenden Öffentlichkeitskampagne, die die Übervermehrung von Hunden und Katzen eindämmen soll.
Haustiere wurden zum ursprünglich wohl schon von Englischen Piraten auf den Galapagos Inseln eingeführt. Seit dem hat sich die Zahl an Hunden und Katzen vervielfacht. Eine Zählung hatte kürzlich alleine in der Ortschaft Puerto Ayora 2500 Tiere ergeben, die zusammen mit anderen eingeführten Tieren, Ratten, Ziegen, Eseln, Schweinen, Tauben etc. (und dem Menschen selbst) das sensible Ökosystem der Inseln bedrohen.
Früher kümmerte sich kaum jemand um Hunde und Katzen. Hundemeuten sind ein häufiges Bild, sie fressen vom Müll der Stadt, töten einheimische Tiere und stellen eine potentielle Gefahr für die Öffentlichkeit dar. Das Projekt versucht mit der Förderung verantwortungsvoller Tierhaltung diesen Trend umzukehren. In nur einem Jahr konnten in den beiden Ortschaften der Inseln St. Cruz und Isabela, Puerto Ayora und Puerto Villamil, insgesamt 864 Hunde und Katzen sterilisiert werden. Die Tiere wurden registriert, mit Mikro-Chips versehen, Tierbesitzer bekamen Halsbänder, Leinen und Medikamente, wenn sie ihre Tiere sterilisieren liessen. Hauptzweck des Projekts ist die Reduzierung verwilderter Hunde und Katzen. Aber Shelley Thomas ist überzeugt davon, daß eine neugefundene Verantwortung für ein Haustier auch die Verantwortung für einheimische Tiere auf Galapagos ins Bewußtsein der Leute rufen könne.
Das größte Problem für diese Überzeugungsarbeit, außer den kulturellen Unterschieden im Umgang mit Haustieren, ist die Armut vieler Galapaguenos, die sich ohne Hilfe von Außen nie den Luxus einer Sterilisation leisten würden.

Mehr Informationen erfahren Sie <hier> [in engl. Sprache] oder über folgende Kontakte:
Shelley Thomas / WildAid
Emma Clifford oder Allice Ng, Direktorinnen von Animal Balance


2004

Im Jahr 2004 ereigneten sich dramatische Machtkämpfe um den Umgang mit den natürlichen Ressourcen innerhalb des Galápagos Nationalparks.

Es begann Anfang Januar, als über die Faxe der Nationalparkverwaltung, der Charles Darwin Forschungsstation und der Gemeinde von Puerto Ayora ein überraschendes Edikt des Präsidenten von Ecuador ankam. Darin wurden die existierenden Sonderregelungen für den Tourismus auf den Inseln rückwirkend für ungültig erklärt. Ein Kompromiß zwischen der Fischereilobby, den lokalen Tourismusvertretern, der Gemeindeverwaltung und den Naturschutzvertretern, der in mühevoller und langwieriger Kleinarbeit im gemeinsamen Gremium, der "Junta participativo" ausgehandelt wurde, war per Dekret von außen plötzlich obsolet. Als Folge dieses Dekrets hatten große Touristenkonzerne plötzlich die Möglichkeit beliebige Naturführer anzuheuern, statt der vom Nationalpark extra für Galápagos ausgebildeten. Weiterhin entfielen die Zahlungsfristen für die Steuern der registrierten Touristenyachten, was einem Wegfall dieser Einnahmequelle für den Nationalpark gleichkommt. Schließlich entfielen auch die Obergrenzen für die Zahl der Touristen pro Boot, und alle Größenkategorien von Booten durften neuerdings an allen Besucherplätzen im Archipel anlaufen, wo doch bis dato die sensibleren Plätze nur für kleinere Boote mit einer kleinen Touristenzahl reserviert waren. Im Wesentlichen öffnetet die neue Sachlage Tür und Tor für unkontrollierten Massentourismus. Zusätzlich wären die wichtigsten Organe einer Kontrolle, die vom Park verpflichteten Naturführer, weggefallen. Glücklicherweise wurde das Dekret schon wenige Wochen nach seinem Erscheinen aufgrund großen Drucks internationaler und lokaler Gruppen, sogar einschließlich der Fischereikooperative, wieder annulliert und somit die alte Sonderregelung für den Tourismus auf Galápagos wieder eingesetzt. Eine naturzerstörerische Einflußnahme von Großkonzernen aus dem Festland auf die Zukunft des Archipels war abgewendet.

Während die Auseinandersetzung um das präsidentiale Dekret noch schwelte, flammten schon weitere Konflikte um die erlaubten Fangzahlen der Seegurkenfischerei auf. Auf asiatischen Märkten bringen diese gurkenförmige Meeresbodenbewohner viel Geld ein. Sie waren einst im marinen Reservat des Archipels überaus zahlreich, durch Übernutzung gingen die Bestände jedoch drastisch zurück. Im Ökosystem Meer nehmen sie in etwa eine Funktion ein, die mit der bodenverbessernden Rolle der Regenwürmer in Wiesen und Äckern vergleichbar ist. Im Zuge der Fischerproteste wurden die Nationalparkgebäude und Einrichtungen der Charles Darwin Forschungsstation blockiert und deren Mitarbeitern der Zutritt z.T. mit gewaltsamen Mitteln verweigert. Nach langwierigen Verhandlungen um Kontingente, begrenzten Fangzeiten, und der Zulassung von schädlichen Methoden, wie z.B. der Langleinenfischerei in den Gewässern des Nationalparks wurde der Streik der Fischer nach einem Urteil des Ecuadorianischen Gerichts in Quito geschlichtet.

In den letzten Jahren gab es vermehrt Fälle illegaler Fischereiaktivitäten durch lokale Fischer aber auch durch schwer zu kontrollierende Übergriffen von großen Fischereiunternehmen, die vom Ecuadorianischen Festland, aus Costa Rica, oder sogar aus Asien in die Nationalparkgewässer eindrangen. Je weniger ergiebig die Fischfänge anderswo sind, desto mehr rückt illegale Fischerei in die Gewässer des geschützten Meeresreservats im Nationalpark vor. Besonders lukrativ und auch besonders grausam ist dabei die Jagd nach den begehrten Haifischflossen, auch wiederum v.a. als Delikatesse und Aphrodisiatikum auf asiatischen Märkten angeboten; entsprechend hoch sind die Preise, die für die immer schwieriger zu bekommenden Flossen bezahlt werden. Die Flossen werden i.d.R. den Tieren am lebenden Leib abgeschnitten und die Haie dann zurück ins Wasser geworfen. Immerhin gibt es in diesem Bereich auch Positives zu melden. 2004 wurde in Galapagos Jahr der Haie ausgerufen und eine gleichnamige Kampagne gegründet. Der legale Export von Haifischflossen aus Ecuador wurde rechtlich unterbunden, somit wird auch der Schmuggel der Produkte aus den Gewässern des Galápagos Nationalparks deutlich schwieriger.

Mitte September 2004 wurde ein neuer Nationalparkdirektor direkt vom Präsidenten Ecuadors bestimmt, was das Ende der Amtszeit von Edwin Naula als Direktor bestimmte. Innerhalb der letzten zwei Jahre gab es damit acht verschiedene Direktoren. Die Nationalpark Wächter traten daraufhin in Streik und forderten von der Regierung mehr Kontinuität sowie die Bezahlung ihrer ausstehenden Löhne. Der neu eingesetzte Direktor erzwang sich in Begleitung von etwa 100 Fischern den Zutritt zu seinen Büros, eine Situation, die letztlich gewaltsam endete, Knüppel und Steine flogen, die Polizei setzte Tränengas ein. Internationaler Protest wurde laut und eine Delegation der Nationalpark Wächter erreichte Ende September durch ihr beharrliches Engagement einen Beschluß des Umweltministers, der den neueingesetzten Direktor wieder zurückzog, und Interim Direktor Victor Carrion mehrheitlich bestimmte. Die Park Wächter bekamen auch ihre Löhne wieder bezahlt. Während des Novembers und Dezembers wurde eine Kommision ins Leben gerufen, die nun ein Verfahren für die künftige Wahl eines Direktors entwickeln wird, damit die Gefahr der Politisierung der Direkt Benennung des Direktors durch den Präsidenten des Landes ausgeschalten wird und mit einer Legislaturperiode von vier Jahren auch mehr Kontinuität für die Aufgaben der Nationalparkverwaltung erreicht werden kann.

Die Ereignisse des vergangenen Jahres machen deutlich, daß die empfindlichen Balance zwischen der Nutzung der natürlichen Ressourcen auf Galápagos durch Fischerei, Tourismus, lokale Gemeinden auf der einen Seite und der langfristige Schutz dieser Ressourcen auf der anderen Seite immer stärkeren Belastungen ausgesetzt ist und entscheidende Änderungen stattfinden, die eine Nachhaltigkeit der biologischen Vielfalt dieses Naturparadieses ernsthaft bedrohen. Die Gründe dafür sind v.a. das rapide Bevölkerungswachstum in den Siedlungen auf Galápagos, der deutliche Schwund der Populationen vieler Meerestiere, und der Drang vieler Fischer daher durch Intensivierung oder durch illegale Fischerei ihren Profit zu erhöhen. Manche lassen aber auch ganz von der Fischerei ab und haben mittlerweile ein Auskommen im Tourismus.

Viele, wenn nicht die meisten Besucher auf Galápagos sind sich dieser Probleme nicht bewußt. Wir sind überzeugt davon, daß Entscheidungen getroffen wurden und aktuell immer noch getrofen werden, die elementar für die weiteren Entwicklungen des Archipels sein werden. Als Besucher im bedrohten Naturparadies sollte man sich im Klaren darüber sein, daß man auch mit der Wahl der Tour und des Tourunternehmens Einfluß darauf nehmen kann, in welche Richtung sich Tourismus auf den Inseln bewegen wird. Wir raten daher, Kriterien der Nachhaltigkeit und die Qualität der Naturführer, welche ein Unternehmen für die Tour anheuert, zu erwägen, bevor eine Reise gebucht wird. Man kann sich z.B. vorab informieren, welche Anstrengungen ein Unternehmer macht, um schädliche Einflüsse durch Abwässer, Müll, Sicherheitsstandards auf dem Boot etc. zu minimieren. Mit einer verantwortlichen Planung eines Galápagosurlaubs kann man die Naturwunder vor Ort sicher besser genießen und sich vor Augen führen, daß noch immer vielerorts die Natur derjenigen entspricht, die auch schon Darwin 1838 bewunderte. Helfen Sie als Galápagos Urlauber mit, daß dies auch in Zukunft noch so sein wird.

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